In einem sich wandelnden finanzpolitischen Umfeld, in dem die Zentralbanken weltweit an einem kritischen Wendepunkt angelangt sind, diskutieren Experten über die möglichen Auswirkungen einer zu expansiven Geldpolitik auf die Wirtschaft. Stefan Kühn, Betriebswirt und Ökonom, bietet einen tieferen Einblick in diese herausfordernde Phase und betont die Notwendigkeit, mit Bedacht vorzugehen.

Zinserhöhungen und Rezession: Das Risiko eines Übersteuerns der Geldpolitik

Der aktuelle Zinserhöhungszyklus der Zentralbanken weltweit hat möglicherweise seinen Höhepunkt erreicht. Dies hat zu einer kritischen Phase geführt, in der die Zentralbanken ihre Strategien überdenken und eine Pause einlegen, um die Auswirkungen ihrer geldpolitischen Entscheidungen zu bewerten. Die Frage nach dem Rezessionsrisiko in diesem Szenario gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Die Empirie zum zeitlichen Abstand zwischen Zinserhöhungen und Rezessionen

Stefan Kühn weist auf die Ergebnisse empirischer Studien hin, die zeigen, dass Rezessionen typischerweise erst etwa 12 Monate nach dem Ende eines Zinserhöhungszyklus auftreten. Diese Verzögerung zwischen den geldpolitischen Maßnahmen und dem tatsächlichen wirtschaftlichen Abschwung verdeutlicht, dass der Einfluss der Geldpolitik nicht unmittelbar und direkt auf die wirtschaftliche Aktivität wirkt.

Die Herausforderung des geldpolitischen Bremsweges

Ein übermäßiger Anstieg der Zinssätze könnte das Wirtschaftswachstum bremsen und möglicherweise eine Rezession verschärfen. Die Kunst der Geldpolitik besteht darin, die richtige Balance zu finden, um die Inflation unter Kontrolle zu halten und gleichzeitig ein angemessenes Wirtschaftswachstum zu unterstützen. In dieser Phase ist die Gefahr eines „Overkill“ der Geldpolitik besonders groß.

Die Bedeutung einer vorsichtigen Strategie

Angesichts dieser Dynamik ist ein vorsichtiges und umsichtiges Vorgehen der Zentralbanken erforderlich. Die Pause im Zinserhöhungszyklus ermöglicht es den geldpolitischen Entscheidungsträgern, die wirtschaftlichen Auswirkungen zu bewerten und flexibel auf Entwicklungen zu reagieren. Die Vermeidung einer zu restriktiven Geldpolitik könnte dazu beitragen, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Preisstabilität und Wirtschaftswachstum zu gewährleisten.

Fazit

Stefan Kühn, betont, dass wir uns in einer kritischen Phase für die geldpolitischen Entscheidungsträger befinden. Das Szenario eines möglichen Überschießens der Geldpolitik erfordere ein umsichtiges Vorgehen. Eine kluge und flexible Strategie der Zentralbanken ist entscheidend, um die wirtschaftliche Aktivität zu unterstützen und gleichzeitig das Risiko einer übermäßigen Dämpfung zu minimieren.

In den kommenden Monaten des neuen Jahres 2024 wird sich zeigen, wie effektiv die Zentralbanken ihre geldpolitischen Instrumente einsetzen und welche Auswirkungen sie auf die Wirtschaft haben. Eine ausgewogene und flexible Geldpolitik könnte dazu beitragen, die Chancen für eine nachhaltige wirtschaftliche Stabilität zu verbessern.

Stefan Kühn ist Ökonom und beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit makroökonomischem Wandel und der Interdependenz von Märkten und politischen Einflüssen auf Unternehmen, Gesellschaft und Finanzmärkte. Er vertritt die These, dass makroökonomische keynesianische und neu keynesianische Modelle in der Regel vollständig interdependente ökonomische Systeme abbilden, die nicht rekursiv, sondern nur simultan gelöst werden können. Dabei beschränkt er sich nicht auf rein wissenschaftliche Methoden, sondern bezieht seine Erkenntnisse aus seiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmer und Berater des Managements überwiegend börsennotierter Unternehmen.

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